Inklusion – eine Bestandsaufnahme

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

Inklusion und Gemeinsamer Unterricht bleiben Dauerthemen in unseren Schulen. Die bemerkenswerten Ergebnisse einer vom Verband Bildung und Erziehung (VBE), unserem Bundesverband, in Auftrag gegebenen repräsentativen Forsa-Umfrage, stellen wir in dieser Ausgabe vor.

Wieso wird eigentlich immer nur auf den Artikel 24 der UN-Behindertenrechtskonvention verwiesen? Offensichtlich besteht die Konvention aus mehreren Artikeln, die ganz andere Bereiche der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen klären sollen. Wieder erleben wir hier, dass ein wichtiges gesellschaftliches Thema in den Schulen allein vom bestehenden Lehrpersonal und ohne entsprechende Fort- und Weiterbildungen gelöst werden soll. Selten höre ich, dass im Artikel 24 eigentlich Formulierungen wie „… die Vertragsstaaten gewährleisten …“ oder „… ergreifen die Vertragsstaaten geeignete Maßnahmen …“ etc. pp. stehen. Für mich bedeuten solche Formulierungen nicht, dass man den Betroffenen einfach sagt: „Nun macht mal“, und ansonsten über Sonntagsreden nicht hinauskommt.

Sie werden Begriffe wie „Lernbehinderung“ und „emotionale-soziale Entwicklung (ESE)“ nicht finden. Auch von Förderschulen steht dort nichts. Ich habe in den vergangenen Jahren den Eindruck gewonnen, dass die Kernforderungen des Artikels 24 mit den schwer zu bewältigenden Herausforderungen der letzten Jahre an den Thüringer Schulen nicht viel tun haben. Die Fragen der individuellen Förderung hat man in der letzten Legislatur zwar rechtlich festgeschrieben, aber bis heute völlig vergessen, die notwendigen Bedingungen dafür zu schaffen.

Noch gravierender sind die Probleme mit ESE-Kindern und -Jugendlichen. Zwar hat man erst im letzten Jahr die „Leitlinien für Schüler mit Förderbedarf in der emotionalen und sozialen Entwicklung“ im Ministerium erstellt, allerdings muss man auch heute noch eingestehen, dass die materiellen und personellen Voraussetzungen hierfür auch im kommenden Schuljahr noch gar nicht zur Verfügung stehen können. Niemand benennt die Probleme gegenüber der Politik, dem Ministerium und der Öffentlichkeit deutlicher als der tlv. Wir kritisieren allerdings nicht nur, sondern bieten gerade auch mit der tlv akademie Angebote zum Austausch und zur Fortbildung nicht nur für unsere Mitglieder an.

Ihr
Rolf Busch