Zeugnistag fürs Kultusministerium: Nur ein „Mangelhaft“

Neue Kampagne des Jungen tlv startet mit großer Postkarten-Aktion
Mitarbeit: mangelhaft“, so lautet das einstimmige Urteil des junger tlv über das Thüringer Kultusministerium. Die gleichnamige Postkarten-Kampagne startete heute Mittag mit einem Pressebrunch, zu dem die Junglehrer in die Geschäftsstelle des tlv thüringer lehrerverband eingeladen hatten. Nach dem Kampagnen-Auftakt sind (nicht nur junge) Lehrer in ganz Thüringen dazu aufgefordert, eine der insgesamt 5000 an Kultusministerin Dr. Klaubert adressierten Postkarten abzuschicken. Die Vorderseite verkündet die Note der Nachwuchspädagogen für die „Mitarbeit an der beruflichen Zukunft“, auf der Rückseite haben die Teilnehmer die Möglichkeit, die aus ihrer Sicht schlimmsten Probleme der jungen Lehrer in Thüringen anzukreuzen.
„Wie bei der echten Zeugnisausgabe ist es uns auch hier nicht leicht gefallen, diese schlechte Note zu erteilen“, erläutert Sebastian Helbing vom junger tlv die Idee für den Pressebrunch. „Deshalb haben wir zu einem Pressegespräch eingeladen, um die Hintergründe der Kampagne und auch unsere persönlichen Erfahrungen zu erläutern.“
Lange Zeit habe er sich gefühlt „wie ein Zeitarbeiter, der jederzeit alles zurücklassen muss, was er sich aufgebaut hat“, so Helbing. Im Gespräch mit den Referendaren macht er immer wieder die Erfahrung, dass den jungen Leuten vom System unnötig Steine in den Weg gelegt werden. „Das sind junge, hoch motivierte Studenten, die von einem unpraktischen und veralteten Bewerbungsverfahren ausgebremst werden.“
Eine dieser jungen, hoch motivierten und ausgebremsten Studentinnen ist Maren Böhm, die den Journalisten ebenfalls Rede und Antwort stand. „Es klemmt leider ganz gewaltig im Ausbildungsbetrieb für den Lehrernachwuchs“, bemängelt die Junglehrerin. Sie selbst befindet sich gerade in der für alle Absolventen unvermeidlichen, mindestens sechsmonatigen Wartezeit zwischen Studienabschluss und Referendariat.
Dabei will sie nichts lieber als arbeiten – und hat sogar ein Empfehlungsschreiben der Schule vorgelegt, wo sie ihr Schulpraktikum absolviert hat. „Sie wollten mich, sie brauchten mich, und das ab sofort – aber da führte kein Weg hin.“ Stattdessen landete Maren Böhm wie alle anderen Bewerber in einem Pool, wo sie nur eine Nummer ist. Referendariatsbeginn? Ungewiss.
Zur Idee für die Postkarten-Aktion erklärt Helbing, dass es vor allem darum gehe, endlich gehört zu werden. „Leider haben wir das Gefühl, dass trotz der wachsenden Verzweiflung und der Abwanderung ganzer Heerscharen von Kommilitonen unsere Sorgen und Nöte vom Kultusministerium gar nicht wahrgenommen werden. Vielleicht ändert sich das ja, wenn demnächst Hunderte von Postkarten auf dem Schreibtisch der Ministerin landen.“
Vorabdruck des „Brennpunkts“ aus der Ausgabe 1/2017 der „Thüringer Schule“
FAQ: Einstellungen in den Thüringer Schuldienst Februar 2017; Quelle: TMBJS