Lehrermangel: Aktuelle forsa-Studie bestätigt Ergebnisse des tlv

Erfurt, 07.03.2023 – Die am heutigen Vormittag vorgestellten Ergebnisse einer bundesweiten repräsentativen forsa-Studie zum Thema Lehrermangel sieht der tlv thüringer lehrerverband als Bestätigung der verbandseigenen Umfrage im August 2022. „Unsere Umfrage, die wir seit mehreren Jahren jeweils am Ende der Sommerferien unter den Schulleitungen in Thüringen durchführen, ist nicht repräsentativ“, erläutert Tim Reukauf, Sprecher und Mitglied der erweiterten Landesleitung des tlv. „Aber wir sehen ihre Gültigkeit durch die Studie des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), dessen Landesverband der tlv ist, eindrucksvoll belegt.“

Reukauf erklärt: „Laut der aktuellen forsa-Umfrage fehlen bundesweit im Schnitt 1,6 Lehrer pro Schule. Der tlv kam bei seiner Befragung im Sommer auf einen Wert von 2,1 – allerdings waren hier auch Langzeiterkrankte sowie Kolleginnen und Kollegen in Mutterschutz und Elternzeit mit eingerechnet. Diese Zahlen geben in alarmierender Weise Zeugnis darüber, dass bei unserer Umfrage keineswegs nur – wie mitunter unterstellt – nur besonders stark betroffene Schulleitungen teilnehmen. Der dramatische Personalmangel an den Schulen ist Realität.“

Auch die viel zu knapp bemessene Zahl der unbesetzten Lehrerstellen sieht Reukauf auf Bundesebene bestätigt. „Die forsa-Studie hat aufgezeigt, dass die Kultusministerkonferenz in ihren offiziellen Angaben den aktuellen Mangel viel zu gering angegeben hat. Statt der behaupteten 12.000 Stellen sind bundesweit 50.000 Stellen unbesetzt. In Thüringen waren zum Ende der Sommerferien 800 Stellen ausgeschrieben und unbesetzt.  Aber wir wissen, dass diese Zahl nicht die ganze Wahrheit zeigt. Denn viele Stellen finden gar nicht erst den Weg in die Ausschreibungen, weil ohnehin keine geeigneten Kandidaten in Sichtweite sind.“

Die Konsequenz sei, dass am Beginn des Schuljahres die prekäre Personalsituation von 85 Prozent der befragten Schulleitungen in Thüringen als größtes Problem angesehen wurde. „Laut forsa gehen bundesweit 84 Prozent der Schulleitungen davon aus, zukünftig stark oder sehr stark vom Lehrkräftemangel betroffen zu sein. Auch hier stimmen die Ergebnisse in erschreckender Weise überein.“

Gemeinsam mit dem VBE fordert der tlv deshalb:

  • eine bundesweite Fachkräfteoffensive, die aus einer Verantwortungsgemeinschaft von Bund, Ländern und Kommunen umgesetzt und finanziert wird
  • ehrliche Aussagen seitens der Thüringer Landesregierung zum Status quo
  • deutliche Verbesserungen bei der Planung und Durchführung der Lehramtsausbildung, um die hohen Abbruchquoten zu senken
  • ein kritisches Überdenken der aktuell noch geltenden Zulassungsbeschränkungen für das Lehramtsstudium
  • eine sichtbare Steigerung der Attraktivität des Berufsbildes – vor allem eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Schulen
  • den Einsatz multiprofessioneller Teams in den Schulen. Sie können Lehrkräfte von Aufgaben entlasten, für die sie nicht originär ausgebildet sind