Statement des tlv zu den Ergebnissen der IGLU-Studie 2021

„Die Ergebnisse der IGLU-Studie 2021 kommen für uns leider nicht wirklich überraschend. Die Haupterhebung fand für Deutschland im Frühjahr 2021 statt, auf dem Höhepunkt der Pandemie. Dass die Lesekompetenzen der deutschen Viertklässler auf dem niedrigsten Stand seit dem Beginn der Erhebungen sind, lässt sich aber nur bedingt auf die Zeit der Schulschließungen und des Homeschooling zurückführen. Die deutsche Bildungspolitik betreibt seit Jahren einen personellen Raubbau, dessen Auswirkungen auf vielen verschiedenen Ebenen immer deutlicher spürbar werden. Hinzu kommt die in den vergangenen Jahren stark vorangetriebene schulische Inklusion, die zumindest hier in Thüringen vielerorts ohne Rücksicht auf die tatsächlichen Fördermöglichkeiten durchgesetzt wird. Gemeinsamer Unterricht ohne permanente Doppelbesetzung aus Lehrkraft und Sonderpädagogischer Fachkraft ist eben kein echter gemeinsamer Unterricht, er kann weder den Kindern mit Förderbedarf noch den besonders Begabten gerecht werden. Auch Kinder, deren Erstsprache nicht Deutsch ist, können in der aktuellen Situation in Thüringen kaum angemessen unterstützt werden – trotz der geradezu übermenschlichen Anstrengungen vieler Lehrerinnen und Lehrer. Wir wiederholen uns … Aber wir brauchen dringend endlich die multiprofessionellen Teams in den Schulen, die der tlv seit Jahren fordert und die uns im Koalitionsvertrag zugesagt worden sind. Hierin sehen wir auch eine der wesentlichen Voraussetzungen, um die immer weiter aufklaffende soziale Schere in den Schulen aufzuhalten. Die Bildungsgerechtigkeit hat, auch das zeigt IGLU 2021, in Deutschland weiter abgenommen – und das ist ein wirkliches Armutszeugnis für ein so wohlhabendes Land wie unseres. Dass die Lösung aber nicht darin liegt, den Schulen weitere Aufgaben aufzudrücken, ohne im Gegenzug echte Entlastungen zu schaffen, liegt auf der Hand.“