Statement des tlv zur KI-Handreichung des TMBJS

„Wir begrüßen es, dass das Bildungsministerium am 25. April 2023 und damit nah am aktuellen Geschehen eine Handreichung zum Umgang mit Künstlichen Intelligenzen (KI) in den Schulen veröffentlicht hat. Dieser Ratgeber ist auch aus unserer Sicht notwendig. Darüber hinaus teilen wir die Ansicht des Ministeriums, dass ein Anwendungsverbot für KI in der Schule nicht zielführend wäre und dass es stattdessen darum gehen muss, junge Menschen im kritischen Umgang mit KI zu unterweisen.

Was uns jedoch Sorgen bereitet, ist die Tatsache, dass mit dieser Handreichung einmal mehr die Hauptlast der Verantwortung auf die Schulen abgewälzt wird. So sollen beispielsweise die Schulleitungen allein für die Einhaltung des schulischen Datenschutzes verantwortlich gemacht werden, wenn eine KI im Unterricht zum Einsatz kommt. Nur wenige Seiten später ist in einer Übersicht explizit vermerkt, dass ChatGPT nicht datenschutzkonform ist. Allerdings ist genau ChatGPT diejenige KI, um die sich die Diskussionen derzeit überwiegend drehen.

Ein weiterer Punkt ist die Umgestaltung der Aufgaben, um sie weniger anfällig für die KI-Benutzung zu machen. Es ist toll, dass in der Handreichung Beispiele genannt werden. Diese sind sicher sehr hilfreich – aber immer mit einem zum Teil erheblichen Mehraufwand für die Lehrkraft verbunden, zum Beispiel, wenn die Eigenanfertigung einer Seminararbeit anhand einer abschließenden Präsentation zusätzlich belegt werden soll. Es ist kein Geheimnis, dass die Schulen und alle dort Beschäftigten schon seit Jahren am Limit arbeiten. Die Handreichung, so gut sie gemeint ist, hat am Ende des Tages nur einen Effekt: mehr Aufgaben für das schulische Personal.

Aus unserer Sicht wäre es dringend nötig, auf administrativer Ebene aktiv zu werden, statt nur Verantwortlichkeiten wegzuschieben. Die Lehrpläne müssen zeitnah so umgestaltet werden, dass der Lernstoff eben nicht per KI abgerufen werden kann. Die jungen Leute von heute brauchen andere Kompetenzen als beispielsweise die chronologische Wiedergabe historischer Ereignisse, die auch ChatGPT für sie erledigen könnte. Sie müssen lernen, Quellen zielführend zu nutzen und kritisch zu bewerten. Zudem brauchen die Schulen dringender denn je Unterstützung bei den immer komplexer werdenden Fragestellungen des Datenschutzes.“

Tim Reukauf, Sprecher und Mitglied der erweiterten Landesleitung des tlv thüringer lehrerverband