tlv zum Ferienbrief des Bildungsministers: „Wir sind weiterhin ohne Kompass unterwegs.“

Erfurt, 13.07.2022 – Auf ein Schreiben, das Bildungsminister Helmut Holter anlässlich der bevorstehenden Sommerferien am 12. Juli an alle Schulleiter:innen in Thüringen versenden ließ, reagiert der tlv thüringer lehrerverband enttäuscht. „Trotz der schönen Worte wird deutlich, dass wir auch weiterhin ohne Kompass unterwegs sind“, fasst der stellvertretende tlv-Landesvorsitzende Frank Fritze zusammen.

Das Schreiben sei sicherlich in der guten Absicht verfasst worden, den Schulleitungen vor den Ferien einige Sorgen zu nehmen, so Fritze. Allerdings reichten die darin gemachten Aussagen dafür bei Weitem nicht aus – eher im Gegenteil: „Zum wichtigen Thema Corona wird mit sehr vielen Worten gesagt, dass niemand irgendwas weiß, niemand Vorbereitungen trifft und die Schulen deshalb genau wie in den Jahren zuvor irgendwie selbst klarkommen müssen.“ Wie kurzfristig und unzulänglich gedacht werde, ergänzt der tlv-Vize, zeige sich unter anderem an dem Hinweis, dass an den Schulen ja noch Testmaterial zur Verfügung stehe. „Viele der im Schuljahr 2021/22 gekauften Tests dürften jedoch zeitnah ablaufen. Und was dann?“

Generell vermisse er so etwas wie vorausschauendes Handeln, so Fritze. „Ja, das Land muss abwarten, welche Regelungen vom Bund getroffen werden. Das hindert doch aber keinen daran, bereits jetzt mehrere Strategien für verschiedene Szenarien zu entwickeln. Ich denke, im 3. Corona-Schuljahr kann man erwarten, dass Lösungsansätze bereitstehen, bevor die Situation erneut eskaliert.“ Stattdessen zeige sich die Denkweise der Politik in dem einen zentralen Satz des Schreibens: Wichtig ist, dass Schulen flexibel auf entstehende Entwicklungen reagieren können und auch dürfen. „Damit ist deutlich gesagt, wer wieder einmal die Last der Verantwortung tragen wird.“

Ähnlich schwammig, ergänzt Fritze, seien die Aussagen zu weiteren Herausforderungen, etwa der Aufnahme von Schüler:innen aus der Ukraine. Im Schreiben des Ministeriums heißt es dazu: Ihre Integration in unsere Schulen stellt uns alle vor zusätzliche enorme Herausforderungen. „Wenn wir aber jetzt schon wissen, dass da eine Herausforderung kommt, dann müssen doch jetzt entsprechende Maßnahmen ergriffen werden. Nutzt das Ministerium die Sommerferien, um Dolmetscher:innen, Schulpsycholog:innen, Lehrkräfte für Deutsch als Fremdsprache zu mobilisieren? Davon ist in dem Schreiben leider nichts zu lesen. Von erholsamen und sorgenfreien Sommerferien können deshalb die allermeisten Kolleg:innen in Thüringen nur träumen.“