tlv kritisiert Äußerungen Ramelows auf das Schärfste

Erfurt, 16.01.2021 – Die heute öffentlich gewordene Kritik am Vorgehen der Schulleitungen in Thüringen, die Ministerpräsident Ramelow gegenüber der Thüringer Allgemeinen geäußert hat, weist der tlv thüringer lehrerverband mit aller Entschiedenheit zurück. „Was der Ministerpräsident als oberster Dienstherr aller Schulleiterinnen und Schulleiter in Thüringen da von sich gegeben hat, ist ein Schlag ins Gesicht all derer, die seit Monaten bis an ihre Grenzen und weit darüber hinaus gehen, um den halsbrecherischen Spagat zwischen dem Recht auf Bildung und dem Gesundheitsschutz irgendwie zu meistern“, sagt der tlv-Landesvorsitzende Rolf Busch.

Ramelow wird in der Ausgabe der Thüringer Allgemeinen vom 16. Januar 2021 folgendermaßen zitiert: „Wir haben sie [die Schule] ja im Moment schon fast gegen Null gefahren und erleben gerade die nächste Unvernunft. Obwohl wir die Testung für die Abschlussklassen dringend anempfohlen haben, haben einzelne Schulleiter für sich entschieden, ohne Test Präsenzunterricht zuzulassen.“

„Dies ist faktisch falsch“, stellt Busch fest. „Es gibt bis zum heutigen Tag keine Anweisung aus dem Bildungsministerium, dass nur getestete Schüler zum Präsenzunterricht kommen dürfen.“ Gleichwohl sei mit der Festlegung, trotz des nach wie vor problematischen Infektionsgeschehens in vielen Landkreisen die Schulen für die Abschlussklassen zu öffnen, ein enormer Druck erzeugt worden. „Den Kolleginnen und Kollegen, die unter bestmöglicher Einhaltung der aus unserer Sicht ohnehin zu dürftigen Schutzmaßnahmen dieser Forderung nachgekommen sind nun Unvernunft vorzuwerfen, ist in höchstem Maße respektlos – zumal der Ministerpräsident diesen Vorwurf auf der Grundlage einer nicht existenten Regelung erhoben hat.“

„Wir als tlv sind uns absolut sicher: Schulen, die es irgendwie ermöglicht haben, dass ab Montag die Abschlussklassen in den prüfungsrelevanten Fächern beschult werden können, haben keinen Fehler gemacht. Sie haben nicht eigenmächtig entschieden, sondern die geltende Corona-Verordnung nach bestem Wissen und Gewissen umzusetzen versucht.“

Schließlich werde die Durchführung der Tests derzeit erst noch geplant. Allerdings, so Busch, sei die gegenwärtige Situation „ein Paradebeispiel für das, was wir schon lange kritisieren.“ Vieles Wichtige erführen die Betroffenen zuerst aus den Medien, bis zu einer offiziellen Mitteilung bzw. Anweisung an die Schulen vergingen dann noch mehrere Tage, in denen jedoch die Welt nicht stillstehe. „Zwischen der offiziellen Anweisung und ihrem Wirksamwerden liegt dann in aller Regel nur das Wochenende, wenn überhaupt“, so die Erfahrung des tlv-Landesvorsitzenden, der selbst eine Gemeinschaftsschule leitet. „Wir fordern deshalb mit Vehemenz, dass die Schulen ab sofort zwischen einer Anweisung und deren Inkrafttreten mindestens drei Werktage Zeit bekommen, um alles Notwendige in die Wege zu leiten.“

Allen Kolleginnen und Kollegen, die unter den widrigen Bedingungen das Bestmögliche leisteten, zolle er größten Respekt, so Busch. „Und ich erwarte von Herrn Ramelow, dass er sich künftig erst sachkundig macht, bevor er mit haltlosen Anschuldigungen noch mehr Chaos stiftet, als ohnehin schon herrscht.“