tlv warnt vor dem Kollaps

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

am heutigen Vormittag hat unser Landesvorsitzender Rolf Busch erneut an einer Telefonkonferenz mit tlv, TMBJS und GEW teilgenommen. Im Folgenden fassen wir kurz die Inhalte dieses Gesprächs zusammen.

Zunächst einmal hat Minister Holter die aktuellen Entwicklungen auf Bundesebene dargestellt und erste Eckpunkte aus dem neuen Konzept vorgestellt. So sind unter anderem 500 Millionen Euro für die Beschaffung von digitalen Endgeräten vorgesehen, davon 13 Millionen für Thüringen. Damit könnte das Land – bei einem Anschaffungspreis von 500 Euro – immerhin 26.000 Geräte kaufen und diese Schülern zur Verfügung stellen, die sonst keinen Zugang zu digitalen Lernmitteln bekommen. Gleichzeitig laufen Verhandlungen mit den Mobilfunkanbietern, wie man das Problem fehlender Internetzugänge in manchen Familien schnell und unkompliziert lösen kann.

Anschließend konnte Rolf Busch die bestehenden Probleme aus tlv-Sicht vortragen. An erster Stelle stand dabei der Hinweis, dass der tlv auch in Kontakt mit dem Landkreistag als Vertretung der Schulträger ist. Von dort werden große Schwierigkeiten bei der Organisation der Schülertransporte und des „Schichtbetriebes“ gemeldet, da vor der entsprechenden Verordnung durch das Ministerium wenige bis keine Absprachen zur tatsächlichen Durchführbarkeit erfolgt sind. Das Ergebnis ist, dass nun zumindest vereinzelt schon Fälle aufgetreten sind, in denen Schulträger ihren – durchaus nachvollziehbaren – Frust ungefiltert an die Schulen weitergegeben haben. Dort jedoch, das wissen Sie alle selbst, steht ohnehin vieles kurz vor dem Zusammenbruch. Minister Holter hat dies mit Verständnis zur Kenntnis genommen.

Des Weiteren hat Rolf Busch angemerkt, dass

  • es bis heute keine Antwort auf unsere Hinweise zum Umgang mit der Schulcloud vom 1.4. gibt
  • nach vor keine Alternative zur Videoplattform Zoom offiziell genannt wurde
  • in Bezug auf die Unterrichtung der 9. Klassen große Verwirrung herrscht (alle? Oder nur Abschlussklassen?)
  • es trotz der eingerichteten dienstlichen E-Mail-Adressen für Lehrer seit dem 1.4. auf diesem Kanal keine Informationen aus dem Ministerium gab

Die folgenden Fragen hat Rolf Busch schließlich direkt gestellt (Antworten in grün):

  1. Viele Lehrer/innen fragen, warum es für ihre Kinder keine Notbetreuung gibt, auch ohne dass der Partner/die Partnerin in einem sogenannten „systemrelevanten“ Beruf arbeitet.

Minister Holter sagte, dies werde zurzeit überdacht.

  1. Mehrere von Ihnen haben uns angeschrieben, weil die Stornorechnungen für abgesagte Klassenfahrten jetzt fällig werden und es noch keine Ansage gibt, wer diese wann und wie bezahlt.

Der Minister kündigte daraufhin an, dass ein entsprechendes Schreiben bereits vorliegt und noch heute (29.4.) versendet werden soll.

  1. Bisher gibt es noch keine schriftliche Festlegung, ob a) Schwangere und b) Kolleg/innen mit Risikopersonen im Haushalt auch von der Pflicht zum Gruppenunterricht/Gruppenbetreuung befreit sind. Kommt diese?

Für Schwangere ist dies wohl auf jeden Fall angedacht. Was die Kolleg/innen mit Risikopersonen im Umfeld angeht, gab es keine klare Äußerung des Ministers.

Abschließend hat Rolf Busch einen klaren Appell an den Minister gerichtet:

Die Lehrer sollen ab sofort für

  • Präsenzunterricht
  • Notbetreuung
  • Homeschooling
  • Individuelle Förderung
  • Konsultationen

zur Verfügung stehen – und, wenn es nach manchem Schulträger geht, die Toiletten selbst putzen. All das zusammen ist nicht machbar. Und wenn nicht bald echte Hilfe für die Schulen kommt, stehen wir vor dem Kollaps.

In ähnlicher Weise hat sich der tlv heute früh gegenüber den Medienvertretern positioniert, nachdem ein CDU-Abgeordneter vorgeschlagen hat, den Samstagsunterricht wieder einzuführen:

„Den Vorschlag des CDU-Bundestagsabgeordneten Mark Hauptmann weist der tlv thüringer lehrerverband grundsätzlich und entschieden zurück. Abgesehen davon, dass hierfür keine gesetzliche Grundlage existiert, tragen solcherlei Impulse in keiner Weise dazu bei, konstruktive Lösungen zu finden. Wer solche Vorschläge macht, zeigt, dass er von der Realität an den Thüringer Schulen offenbar wenig Ahnung hat. Zur Erinnerung: Bereits vor der Pandemie und allen damit verbundenen neuen Herausforderungen stand das System Schule in Thüringen kurz vor dem Kollaps. Jetzt werden im Akkord neue Aufgaben an die Schulen vergeben, die sicherlich berechtigt und sinnvoll sind – aber in dieser Masse nicht zu bewältigen, ohne dass endlich auch konkrete Hilfsangebote kommen. Bisher hat noch niemand Vorschläge gemacht, was statt der zahlreichen neuen Auflagen weggelassen werden kann, um die Mehrbelastung wenigstens etwas auszugleichen. Deshalb fordern wir: Wer keine konkreten Angebote hat, wie den Schulen in dieser Ausnahmesituation wirksam geholfen werden kann, der möge sich mit Vorschlägen zurückhalten.“

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist kein leeres Geschwätz, wenn wir sagen: So schlimm wie jetzt stand es noch nie um den Schulbetrieb in Thüringen. Wir werden uns deshalb weiterhin unermüdlich dafür einsetzen, dass sich die Dinge zum Besseren wenden. Schreiben Sie uns gern, wenn Sie etwas auf dem Herzen haben. Dank des unermüdlichen Einsatzes unseres Jungen tlv ist dies für unsere Mitglieder ab sofort sogar per WhatsApp möglich: Einfach die Nummer 0361-30252630 ins Smartphone einspeichern und loschatten.

 

Bitte bleiben Sie gesund und zuversichtlich!

 

Ihr tlv