25 Jahre Mitglied im tlv

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ein Vierteljahrhundert ist vergangen, seit wir unseren thüringer lehrerverband gegründet haben. Das Ende der ehemaligen DDR, die Jahre der Wende 1989 und 1990 waren eine aufregende Zeit.

Viele von uns waren damals mit der Kerze in der Hand gegen das Unrechtssystem der ehemaligen DDR vorgegangen. Aberkennung der führenden Rolle der Partei, Abschaffung des Fahnenappells, Abschaffung der vormilitärischen Ausbildung durch die Schule, Abschaffung der Pionier- und FDJ-Nachmittage in Verantwortung der Schule, Bekenntnis zur pädagogischen Freiheit der Lehrerinnen und Lehrer – das waren nur einige der wichtigsten Forderungen der damaligen Zeit zur Veränderung des Bildungswesens der ehemaligen DDR.

Bald entwickelte sich unser tlv zu einem Sprachrohr der progressiven Pädagoginnen und Pädagogen alle Schularten in Thüringen. Mehr noch: Über unsere Mitgliedschaft im Verband Bildung und Erziehung (VBE) und im dbb waren wir auch tarifrechtlich eingebunden. Die Angleichung der Lebens- und Arbeitsbedingungen Ost an West war ein Ziel, das wir so kurzfristig wie möglich erreichen wollten, das aber leider bis heute nicht vollständig erreicht ist.

Heute setzen wir uns erneut dafür ein, dass die Unterschiede in den Lebens- und Arbeitsbedingungen zwischen z. B. Bayern und Thüringen beseitigt werden. Wir leben nicht isoliert von umliegenden Regionen. Allein diese Betrachtung erfordert, dass der Beamtenstatus für Thüringer Pädagoginnen und Pädagogen so selbstverständlich wird wie in der überwiegenden Mehrzahl der deutschen Bundesländer West und Ost.

Heute ist nach wie vor erkennbar, dass ständig neue Herausforderungen ständig viele Aktivitäten unsererseits erforderlich machen. „Schule soll“, so fangen viele Forderungen an. Da mögen Pädagoginnen und Pädagogen die Schulen zu Reparaturbetrieben der Gesellschaft entwickeln, aber kosten darf es nichts. Uns einzubringen in diese politischen Debatten, an vielen Stellen „Stopp“ zu sagen und: „Das geht so nicht“, wird eine bleibende Aufgabe und ganz sicher auch nach weiteren 25 Jahren aktuell sein.

Dass der thüringer lehrerverband kein Blatt vor den Mund nimmt und bei entsprechender Notwendigkeit sehr unbequem ins politische Geschäft eingreift, hat schon manch ein Politiker schmerzlich ertragen müssen, ganz gleich, welcher Partei er angehört und ob er in Regierungsverantwortung steht oder nicht. Und wenn es uns gelingt, durch Erhöhung unserer Mitgliederzahl noch stärker zu werden, leisten wir einen wesentlichen Beitrag für unseren Berufsstand und für uns selbst, aber auch für die ganze Gesellschaft in Thüringen.

Ihr
Helmut Liebermann