Alles digital oder was?

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

während sich in unserer Gesellschaft ein rasanter und gravierender Wandel hin zum Digitalen vollzieht, tritt die Digitalisierung in der Schule auf der Stelle. Die Goldgräberstimmung in der Medienbildung der 2000er-Jahre in den Schulen ist längst verflogen. Schnell hat man den Lehrern dabei unterstellt, sie wollten ja gar nicht. Aber trifft das eigentlich zu?

Bereits mehrfach hat der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM) Studien vorgestellt, die deutlich machten, dass die Lehrer nicht zu den Bremsern oder Verhinderern der Digitalisierung gehörten und auch, dass in den Schulen ein enormer Nachholbedarf bei der Ausstattung und der Nutzung moderner Medien besteht. Des Weiteren zeigen die Ergebnisse einer repräsentativen Studie des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) aus dem Jahr 2015, dass die digitalen Medien zwar in der Schule angekommen sind, die Schüler und Lehrer aber mit der technischen Ausstattung unzufrieden sind. Dies mag auch erklären, warum das Potenzial digitaler Lernmittel bei Weitem noch nicht ausgeschöpft wird.

Auch eine PISA-Studie hat gezeigt, dass in Sachen Computerausstattung Deutschland unter 34 OECD-Ländern an 28. Stelle liegt – zusammen mit Rumänien, Chile und Israel. Während sich an deutschen Schulen vier Neuntklässler einen Rechner teilen müssen, gibt es in Großbritannien, Norwegen und Estland für fast jeden Jugendlichen einen Computer.

Wie viele oder wie wenige digitale Medien im Unterricht eingesetzt werden, hängt auch vom Engagement der Kollegen ab. Häufig sind sie es, die sich die entsprechende Technik und Programme privat kaufen und sich fachlich und methodisch auf den neusten Stand fortbilden. Dass die vollständige Digitalisierung in die Schulen kommen wird, ist längst beschlossene Sache. Nur wann das sein wird, steht momentan noch in den Sternen.

Der tlv fordert deshalb eine nachhaltige digitale Agenda für Schulen, die vor allem darauf setzt, die Ausstattung zu verbessern, die Weiterbildung voranzutreiben und den Unterricht auf die heutigen Anforderungen auszurichten. Dazu bedarf es auch systematischer und verbindlicher Fortbildungsangebote für alle Lehrer, unterstützt durch entsprechende Coaching-Angebote.

Der tlv bleibt dran.

Ihr
Uwe Sommermann