Schule jetzt entlasten!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wenn ich zurzeit an Schule denke, kommt mir momentan immer ein Vergleich mit deutschen Autobahnen während der Ferienzeit in den Sinn: wohin man schaut – ständig neue, belastende Baustellen und Staus. Verantwortlich dafür sind aber nicht die, die auf den Baustellen tätig sind, sondern die für deren Planung eingesetzten Entscheidungsträger.

Die „Beförderungs-Baustelle“ in den Thüringer Schulen ist solch eine belastende Baustelle. Von den 176 Schulleitern und stellvertretenden Schulleitern, die zum 1. Dezember 2015 ihre Beförderungsurkunden erhalten sollten, waren es zum Schluss nur 143. Den restlichen 33 Lehrpersonen konnten ihre Urkunden wegen Konkurrentenklagen vorerst nicht überreicht werden. Für andere Besoldungsgruppen gab es gar keine Beförderungsstellen. Solange die Verantwortlichen in der Politik nicht in der Lage sind, ein rechtssicheres Verfahren zu entwickeln, werden die Beschäftigten auch zukünftig rechtsstaatliche Mittel nutzen, um für gute Arbeit auch entsprechend entlohnt zu werden. Entlastung sieht anders aus.

Eine weitere Baustelle ist das unsägliche Erweiterte Monitoringverfahren zur Unterrichtserfüllung an den Thüringer Schulen. Aber hier ist in den seit zwei Jahren andauernden Diskurs zwischen dem tlv thüringer lehrerverband und dem Kultusministerium des Freistaates Bewegung gekommen: Das Ministerium reagierte auf einen Brief des tlv und bot unserem Verband an, aktiv an einer Überarbeitung des Schreibens mitzuwirken. Ein erster Schritt in eine entlastende, richtige Richtung.

Zu guter Letzt die Baustelle „Personaleinsatz“. Die geplanten 500 Neueinstellungen, genau genommen sind es eigentlich Ersatzeinstellungen, reichen nicht aus, um die Zahl der ausgeschiedenen Kolleginnen und Kollegen zu kompensieren. Eine echte Vertretungsreserve, um Engpässe an anderen Schulen kurzfristig zu beseitigen – Fehlanzeige, denn die sogenannten Vertretungslehrer sind in ihren Stammschulen – inklusive Klassenleitertätigkeit – voll verplant. Verschärft wird diese angespannte Personalsituation noch durch die prognostizierten 3.000 bis 5.000 schulpflichtigen Flüchtlingskinder. Weiteres Personal wird also dringend benötigt: Lehrpersonen, Dolmetscher, Psychologen, Sozialarbeiter … Entlastung – Fehlanzeige.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, auch zukünftig bleiben alle diese belastenden Baustellen im Fokus des tlv. Für die bevorstehenden Feiertage jedoch wünsche ich Ihnen und Ihren Familien eine besinnliche und erholsame Zeit.

Ihr
Frank Fritze