tlv mahnt: „Lehrberuf immer noch viel zu sehr ein Frauenberuf“

Internationaler Frauentag

Erfurt, 07.03.2022 – Angesichts des Internationalen Frauentages, der jährlich am 8. März begangen wird, mahnt der tlv thüringer lehrerverband an, den Lehrerberuf für Männer und Frauen gleichermaßen attraktiver zu machen. „Es ist immer noch viel zu sehr ein Frauenberuf“, stellt der tlv-Landesvorsitzende Rolf Busch fest. „Und das gilt in noch stärkerem Ausmaß für die Erzieherinnen und die Sonderpädagogischen Fachkräfte.“

Busch stützt seine Aussagen nicht nur auf Beobachtungen, sondern auch auf die Zahlen des Thüringer Schulportals. Im Schuljahr 2020/21 – aktuellere Zahlen liegen dort immer noch nicht vor – waren von den 17.043 Lehrer:innen an allgemeinbildenden Schulen in staatlicher Trägerschaft nur 4063 männlich. Das entspricht einem Anteil von knapp 24 Prozent. Von den insgesamt 3106 Erzieher:innen waren 254 männlich – etwas mehr als 8 Prozent. Und bei den Sonderpädagogischen Fachkräften lag der Männeranteil sogar nur bei 7 Prozent (50 von 696).

„Dieses Missverhältnis lässt sich nur bedingt mit dem Argument begründen, dass Fürsorge eben weiblich sei“, findet Busch. „Der Arzt- und der Therapeutenberuf haben auch mit Fürsorge zu tun, aber hier haben wir laut den Statistiken der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 2020 einen Männeranteil von 51 Prozent.“

Vielmehr vermute er, so Busch, dass dies etwas mit dem gesellschaftlichen Ansehen zu tun habe. „Das bestätigt sich auch beim Lehrberuf. Unter den Gymnasiallehrer:innen, die meiner Beobachtung nach mehr Prestige genießen, sind nämlich 32 Prozent Männer, während die Kolleg:innen in den Grundschulen gerade einmal zu 8 Prozent männlich sind.“ Immerhin, so der tlv-Landesvorsitzende weiter, sei es nun gelungen, die Grundschullehrer:innen in puncto Bezahlung den Kolleg:innen in anderen Schulformen gleichzustellen. „Aber dass sich allein dadurch der Männeranteil erhöhen wird, wage ich zu bezweifeln.“

Dem tlv gehe es nicht um einen Vergleich oder gar eine Neiddebatte, betont Busch. „Aber gerade am Internationalen Frauentag lohnt es sich, einmal darüber nachzudenken, warum die Strukturen so sind. Noch vor gar nicht allzu langer Zeit durften Frauen gar nicht lehren, etwas später nur dann, wenn sie dafür die Ehelosigkeit versprachen. Irgendwo dort ist das Ganze gekippt, und heute zieht es weniger Männer in diesen Beruf, weil sie woanders selbstwirksamer arbeiten können, mehr Prestige genießen. Dabei brauchen wir die Männer auch in den Schulen, und das nicht nur, weil nach wie vor mehr Frauen als Männer im Laufe ihres Berufslebens aus familiären Gründen in Teilzeit gehen. Es ist an der Zeit, unseren Beruf wieder attraktiv zu machen – und zwar für alle.“

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