tlv zum geplanten Landtagsbeschluss in Sachen Digitalisierung: „Definitiv noch Luft nach oben“

Erfurt, 29.06.2021 – Die für die in dieser Woche stattfindende Plenarsitzung des Thüringer Landtages vorliegende Beschlussempfehlung zum Thema Digitalisierung der Schulen stößt beim tlv thüringer lehrerverband auf gemischte Reaktionen. „Da steht viel Wichtiges drin, aber es ist definitiv noch Luft nach oben“, fasst Tim Reukauf, Sprecher des Jungen tlv und Ansprechpartner für Digitalisierungsthemen im tlv, die Eindrücke zusammen.

Grundsätzlich enthalte die Empfehlung, die der Bildungsausschuss aus den Anträgen der CDU-Fraktion einerseits und der Regierungsfraktionen andererseits erstellt habe, „vieles, was die Schulen weiterbringen kann.“ Allerdings, so die Kritik des tlv, fehlten jegliche Zeitschienen. „Nichts von dem, was da beschlossen werden soll, ist zeitlich konkretisiert. Eine erste Zwischenbilanz soll erst im Juni 2022 gezogen werden. Das hört sich nach lauter Luftschlössern an. Beschlossen werden kann vieles – solange wir nicht wissen, wann wir mit digitalen Endgeräten für Lehrer*innen und bedürftige Schüler*innen rechnen können, nützt aller guter Wille der Politiker*innen gar nichts.“

Ebenfalls problematisch, so Reukauf, sähen er und seine Kolleg*innen die Maßgabe, die Auswahl der Dienst- und Leihgeräte den Schulen zu überlassen. „Das ist in der Praxis schwer umsetz- und vorstellbar, da die Schulträger nicht für jede Schule gesondert Leihgeräte bestellen, sondern in der Regel einen großen Posten für alle Schulen in ihrem Verantwortungsbereich. Uneinheitliche Geräte wären aber auch für die Lehrer*innen nicht gut, denn wenn sie aufgrund von Abordnungen oder Versetzungen mit zwei verschiedenen Rechnern – und im schlimmsten Fall auch noch mit zwei verschiedenen Systemen – arbeiten müssen, bedeutet das wieder zusätzlichen Aufwand.“ Zudem fehlten Regelungen zur Wartung und regelmäßigen Software-Aktualisierung für diese Geräte.

Zusätzlicher Regelungsbedarf besteht laut Reukauf auch bei der Frage nach den dienstlichen E-Mails. „Es ist nach wie vor sehr umständlich, diese abzurufen. Man muss sich erst ins Schulportal einwählen und dann dort die E-Mail-Oberfläche bedienen. Sobald Dienstcomputer vorhanden sind, wäre es eine echte Erleichterung, die Anwender per Push-Benachrichtigung über neue E-Mails zu informieren – und ihnen gleichzeitig die Möglichkeit zu geben, individuelle Ruhezeiten festzulegen.“

Was die Thüringer Schulcloud betrifft, für die Staatssekretärin Dr. Heesen am 2. Juli gemeinsam mit Vertretern der Länder Brandenburg und Niedersachsen die Vereinbarung für ein länderübergreifendes System unterzeichnen wird, so merkt Reukauf an: „Momentan funktioniert sie recht gut. Allerdings befinden sich die meisten Schüler*innen derzeit im Präsenzunterricht und nutzen sie deshalb nur eingeschränkt. Wir möchten dringend anraten zu prüfen, ob die Schulcloud einer Belastung, wie sie durch einen neuerlichen Lockdown entstehen würde, standhalten kann – vor allem, wenn es künftig Nutzer*innen in drei Bundesländern gleichzeitig betrifft.“

Der tlv, so Reukaufs Fazit, sähe insgesamt noch Optimierungsbedarf bei der Beschlussvorlage und stehe im Vorfeld der Plenarsitzung gern für Gespräche zur Verfügung.