Digitalisierung in den Schulen: Nachholbedarf vor allem beim Internetzugang und beim Support

Erfurt, 25.05.2023 – Nur an jeder zweiten Schule in Thüringen (53 Prozent) stehen Breitbandinternet und WLAN in allen Klassen- und Fachräumen zur Verfügung. Immerhin eine von sechs Schulen (15 Prozent) hat keinen einzigen Klassensatz an digitalen Geräten. Und fast die Hälfte der Schulen (44 Prozent) sind in Sachen technischer Support auf sich allein gestellt, weil weder zusätzliches Personal noch externe Dienstleister dafür zur Verfügung stehen.

Dies ergab eine Umfrage, die der tlv thüringer lehrerverband in der ersten Wochenhälfte unter Schulleitungen in Thüringen durchgeführt hat. Knapp zehn Prozent der knapp 800 angeschriebenen Schulen haben teilgenommen. Repräsentativ seien die Ergebnisse nicht, erklärt der kommissarische tlv-Landesvorsitzende Frank Fritze – aber sie unterstützen und ergänzen eine am heutigen Vormittag vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) veröffentlichte bundesweite forsa-Studie.

Der VBE, dessen Landesverband der tlv ist, beauftragt bereits seit 2018 das Sozialforschungsinstitut forsa mit der Durchführung der repräsentativen Berufszufriedenheitsumfrage unter Schulleitungen. Ein Schwerpunkt der Umfrage des Jahres 2022 war der Themenbereich Digitalisierung. Über 1.300 Schulleitungen haben dabei ihre Einschätzungen zur digitalen Ausstattung ihrer Schule und weiteren Aspekten rund um Digitalisierung abgegeben. Weil es keine Teilerhebung für Thüringen gibt, hat der tlv in Eigenregie dieselben Fragen den Thüringer Schulleitungen gestellt.

Auf Bundesebene liegt der Zugang zu Breitbandinternet und WLAN bei 66 Prozent und damit höher als bei den teilnehmenden Schulen in Thüringen. Dasselbe gilt für den technischen Support: Bundesweit müssen nur 30 Prozent ohne zusätzliches Personal bzw. externe Dienstleister auskommen. Identisch sind hingegen die 15 Prozent der Schulen, die nicht über Klassensätze an digitalen Endgeräten verfügen.

Thüringen in zwei Kategorien über dem Bundesdurchschnitt

Hinsichtlich der Ausstattung der Lehrkräfte mit Dienstgeräten und dienstlichen E-Mail-Adressen schneiden die an der tlv-Umfrage teilnehmenden Schulen sogar besser ab als der Bundesdurchschnitt: Hierzulande haben nur 3 Prozent der Schulen überhaupt keine Dienstgeräte (bundesweit: 5 Prozent), während an 77 Prozent der antwortenden Schulen alle Lehrkräfte ein Dienstgerät haben (Bund: 68 Prozent). Der Anteil an Thüringer Schulen, an denen niemand eine dienstliche E-Mail-Adresse hat, liegt bei 0 (Bund: 5 Prozent), in 96 Prozent der Schulen haben bereits alle Lehrkräfte eine solche (bundesweit: 90 Prozent).

„Hausaufgaben sind klar“

„Die Hausaufgaben für die Landesregierung sind damit klar“, fasst Frank Fritze die Ergebnisse zusammen. „Bei den Dienstgeräten und Adressen können wir mit den Ergebnissen zufrieden sein. Was wir dringend brauchen, ist der schnelle Ausbau des Breitbandinternets in allen Regionen Thüringens. Darüber hinaus muss die Ausstattung der Schulen mit Klassensätzen an digitalen Endgeräten weiter vorangetrieben werden.“

Gleichzeitig warnt der kommissarische tlv-Landesvorsitzende: „Die technische Ausstattung allein ist noch keine Digitalisierung. Wichtig ist auch die entsprechende Aus- und Weiterbildung unserer Lehrer. Knapp ein Viertel der Schulleitungen aus unserer Befragung findet, dass der Lehrernachwuchs weniger gut auf den Einsatz digitaler Endgeräte vorbereitet ist. Das sind weniger als im Bundesdurchschnitt, aber hier ist dennoch Luft nach oben. Zudem liegt an jeder fünften Schule in Thüringen der Anteil der Lehrer, die an mindestens einer Fortbildung zum Einsatz digitaler Endgeräte teilgenommen haben, bei maximal 25 Prozent. Hier halten wir zahlenmäßig mit dem Rest Deutschlands mit – aber das heißt für mich, dass diesbezüglich überall noch viel Nachholbedarf besteht.“

Darüber hinaus, so Fritze weiter, müssten auch die digitalen Lerninhalte in den Fokus gerückt werden. “Aus unserer Sicht ist es auch Aufgabe des Dienstherrn, die entsprechenden Lernmittel für allen Schulformen zur Verfügung zu stellen. Damit wird nicht nur die Arbeit der Lehrer erleichtert, sondern auch Geld gespart. Denn noch viel zu oft müssen die Schulen Einzellizenzen erwerben, was über kurz oder lang sehr teuer wird. Wenn es so ad hoc keine eigenen digitalen Lernmittel vonseiten des Bildungsministeriums gibt, wäre zu überlegen, alternativ Landeslizenzen zu erwerben, auf die dann alle Schulen zugreifen können.”

Ergebnisse der forsa-Studie als PDF
Ergebnisse der tlv-Umfrage als PDF