Schreibmotorik: „Thüringer Lehrer sind überdurchschnittlich engagiert“

Erfurt, 09.04.2019 – Die Ergebnisse einer vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) und dem Schreibmotorik Institut durchgeführten repräsentativen Studie zum Thema Handschreiben hat der tlv thüringer lehrerverband heute Mittag in Erfurt präsentiert. „Als Landesverband des VBE Bund haben wir uns über das weit überdurchschnittliche Engagement der Kolleginnen und Kollegen aus Thüringen gefreut“, erklärt der tlv-Landesvorsitzende Rolf Busch.

Von den insgesamt 2046 Lehrern aus ganz Deutschland, die sich an der Umfrage beteiligt haben, stammen 424 aus Thüringen. Zwar sei die Gewichtung bei der Auswertung der Ergebnisse dem Anteil des Bundeslandes an der gesamtdeutschen Zahl der Lehrer angepasst worden, so Busch. Aber die Zahlen zeichneten ein starkes Bild vom Interesse der Thüringer Lehrpersonen an diesem wichtigen Thema.

Deutschlandweit, so erklärt der tlv-Landesvorsitzende die Ergebnisse der Studie, seien 86 Prozent der Lehrer der Auffassung, die Handschrift ihrer Schüler habe sich seit 2015 verschlechtert. Im Bereich der Grundschulen finden 89 Prozent, dass die Schüler schlechtere Voraussetzungen für das Erlernen des Handschreibens mitbringen als noch vor vier Jahren. Jungs sind mit 51 Prozent deutlich häufiger betroffen als Mädchen (32 Prozent). Nur 40 Prozent der Schüler können heute mindestens 30 Minuten am Stück beschwerdefrei schreiben. „In Thüringen sind es aber fast 50 Prozent“, zeigt Rolf Busch auf.

Das seien trotzdem zu wenige, findet die Grundschulleiterin Steffi Müller. „Aber für mehr praktische Übungen und individuelle Betreuung fehlt uns oft einfach die Zeit“, erläutert sie die Probleme aus dem Schulalltag. Das bestätigt auch Fred Hamann, der ebenfalls eine Grundschule leitet: „Die Kinder kommen heute mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen in den Bereichen Feinmotorik und Konzentration zu uns. Jeden einzelnen auf das erwartete Niveau zu bringen, würde sehr viel mehr direkte Zuwendung erfordern, als wir aufgrund der derzeitigen Rahmenbedingungen geben können.“

Darauf, dass das Schreiben mit der Hand mehr als eine Kulturtechnik sei, weist Rolf Busch eindrücklich hin: „Dr. Marianela Diaz Meyer und ihr Team vom Schreibmotorik Institut haben sich auch über die Studie hinaus ausführlich mit der Thematik beschäftigt. Man weiß heute, dass beim Handschreiben ein Dutzend verschiedener Hirnareale aktiv sind und eine Vielzahl von Muskeln und Gelenken zusammenarbeiten. Wer mit der Hand schreibt, legt eine motorische Gedächtnisspur in seinem Gehirn an, was das Lesenlernen und die Rechtschreibung nachhaltig unterstützt. Beim Tippen an der Tastatur entstehen diese Effekte nicht, weil keine solche motorische Verknüpfung zwischen einem konkreten Buchstaben und einer spezifischen Bewegung geschaffen wird.“ Das sorgsame Erlernen der Handschrift sei deshalb auch in Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung unverzichtbar, resümiert Busch.

tlv Medienmitteilung zur Schreibmotorik vom 09.04.2019
tlv Medienmitteilung zur Schreibmotorik vom 09.04.2019
tlv Medienmitteilung zur Schreibmotorik vom 09.04.2019
tlv Medienmitteilung zur Schreibmotorik vom 09.04.2019
tlv Medienmitteilung zur Schreibmotorik vom 09.04.2019
tlv Medienmitteilung zur Schreibmotorik vom 09.04.2019

tlv Pressemeldung Schreibmotorik

STEP 2019 – Studie über die Entwicklung, Probleme und Intervention zum Thema Handschreiben

Weitere Informationen zur Studie erhalten Sie über den Verband Bildung und Erziehung (VBE)